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Die missratenen Hochzeitfotos

Beitrag im Fricktaler Freizeit Magazin von Hans F. Egli Ausgabe Oktober 07

 (HFE) Heutzutage kann, moderner Digitalkameras sei Dank, jeder und jede fotografieren (öfters wird nur geknipst!) und brauchbare Fotos erstellen. Für den schönsten Tag im Leben sollten Sie sich jedoch gut überlegen, ob Sie statt Tante Claire oder Onkel Franz nicht doch besser einen Profi für die Erstellung der Hochzeitsfotos engagieren wollen. Jede Hochzeit ist ein einmaliges Ereignis, das in möglichst aussagestarken und technisch guten Bildern festgehalten werden muss. An den Aufnahmen sollte man sich ein ganzes Leben lang freuen können. Denken Sie daran: Für Berufsfotografen sind Aufträge wie Hochzeitsaufnahmen Teil ihres Einkommens, deshalb haben professionelle Bilder ihren Preis. Gute Fotografen, Könner ihres Fachs, sind vielfach im voraus auf lange Zeit ausgebucht, eine rechtzeitige Terminvereinbarung ist empfehlenswert. Auch ein Fotograf tanzt nur immer einmal auf einer Hochzeit!

Vor Jahrzehnten habe ich, als sehr junger Mann, geheiratet. Die Vermählung war die Fortsetzung und Legalisierung einer romantischen Liebesbeziehung. Meine Verlobte, nach abgegebenem weltlichen und kirchlichen Gelübde angetraute und mir anvertraute Ehefrau, die mir seitdem tapfer und unermüdlich zur Seite steht, bestand auf eine kirchliche Krönung in Weiss. Bruchstückhaft in Erinnerung geblieben sind mir der würdige Standesbeamte bei der Ziviltrauung sowie die beiden ebenfalls festlich gekleideten Trauzeugen, der ernste Pfarrer und die kleine idyllische Kapelle, in der die Zeremonie Mitte Oktober stattfand. Geblieben sind mir auch einige der gut gemeinten Ratschläge, die uns von allen Seiten für den gemeinsamen weiteren Lebensweg erteilt wurden. An meine modischen und vorne bei den Zehen spitzen, sehr engen Schuhe, die mir das Gehen erschwerten und jeden Schritt zu einem Buss­gang machten, leitet mich seit damals die logische Erkenntnis, Schuhe nach den Füssen passend und nicht nur nach dem Kopf auszuwählen. Die kleine Reise nach der kirchlichen Hochzeit führte, zusammen mit den Hochzeitsgästen, begleitet von heftigem Schneetreiben, per Auto zum Ausflugsrestaurant hoch über dem Walensee, der noch viele Jahre später mit dem Spottnamen "Qualensee" bedacht wurde (wegen der vielen Staus auf der Walenseestrasse). Die ganze Gesellschaft war bei bester Laune und genoss das festliche, mehrgängige Hochzeitsessen in einem gemütlichen Ausflugsrestaurant.

Die Trauung in der Kirche, das Brautpaar und die Gäste, die schöne Tafel, der gediegene Blumenschmuck, dies alles hätte einer meiner engsten Freunde, der zugleich als Trauzeuge figurierte, als selbst empfohlener Fotograf eigentlich festhalten sollen. Bei den Vorbereitungen für den Hochzeitstag riet er mir von einem Fotografen ab. Diese wären viel zu teuer und er könne dies ebenso gut. Das Ergebnis dieser Hobby-Fotoreportage war niederschmetternd. Eine einzige Aufnahme dokumentiert den Moment, indem ich der Braut den Ring über den Finger streife. Auf dem Bild verhüllt der Schleier das Gesicht der Braut beinahe völlig. Auch die wenigen übrigen Bilder sind praktisch unbrauchbar und hinterlassen bis zum heutigen Tag eine traurige Erinnerung. Eine Mischung zwischen Wehmut und Ärger befällt uns immer wieder, wenn wir die Fotos von unser Hochzeit betrachten. Deshalb mein eindringlicher Rat: Für den Hochzeitstag sind nur die besten Fotos gut genug! Auch die teuerste Digitalkamera kann ohne das Fachwissen und das künstlerische Auge des professionellen Fotografen keine Bilder liefern, die das grosse Ereignis für Brautleute und Hochzeitsgäste erinnerungswürdig festhalten! Profi-Fotografen knipsen keine Föteli, sie fotografieren Bilder mit gestalterischer Aussage und bleibendem künstlerischen Wert. Die Bilder wecken Emotionen und erinnern ein Leben lang an die glücklichen Momente vom schönsten Tag ihres Lebens. ( Hans F. Egli )